von Monique Mattigat und Tamara Kutscher.
„Das ist doch noch viel zu früh, um Kinder an Themen wie ‚Chatten im Internet‘ heranzuführen“, klagte eine Mutter auf dem diesjährigen Eltern-Informationsabend eine Woche vor den Medientagen „Sicher im Netz unterwegs“ am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium Anfang Februar. Ein Einwand, der aus Sicht vieler Eltern ohne Zweifel verständlich und berechtigt erscheinen mag. Gleichwohl gehört das Internet inzwischen zu den größten und meist genutzten Datenbanken der Welt und beansprucht unter den bevorzugten Freizeitaktivitäten von Kindern und Jugendlichen unlängst einen festen Stammplatz.
Angesichts der rasanten technischen Entwicklung und in Anbetracht der Tatsache, dass das Internet insbesondere für Heranwachsende eine immer wichtigere Rolle spielt, hat sich das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium auch in diesem Jahr wieder zur Aufgabe gemacht, Schüler und Schülerinnen nicht nur über die Chancen aufzukären, die das Internet zweifelsohne bietet, sondern – und dies ist aus unserer Sicht entscheidend – ihnen auch frühzeitig Verhaltensregeln für den sicheren Umgang mit diesem Medium zu vermitteln.
Vor diesem Hintergrund soll es keineswegs darum gehen, bei den Kindern Begehrlichkeiten zu wecken. Im Gegenteil: Unsere Erfahrung zeigt, dass eine Mehrheit der Schüler und Schülerinnen in den unteren Jahrgangsstufen bereits Erfahrungen mit dem Medium Computer gemacht haben. Sie „treffen“ dort in Chatrooms ihre Freunde, stellen sich selbst in Foren oder bei Facebook dar und sehen oder verfassen selbst Beiträge zu Themen, die für sie von besonderem Interesse sind.
Vorrangiges Ziel der Medientage ist es daher, die Kinder rechtzeitig über mögliche Gefahren des Internets aufzuklären und ihre Medienkompetenz, das heißt ihr Vermögen über die eigene Mediennutzung und Medienwirkung nachdenken zu können, zu stärken. Da das Internet, wie es so schön heißt, „nichts vergisst“, ist es unser Anliegen, Kinder so gut es geht, bereits im Vorfeld vor eventuellen Risiken zu schützen und sie durch gezielte und altersgerechte Aufklärung zu sensibilisieren und vor unwiderruflichen Fehlern zu bewahren.
Ein derartiges Vorhaben hat sicherlich dann die besten Aussichten auf Erfolg, wenn
- Engagiert und interessiert diskutieren Schülerinnen und Schüler des fünften Jahrgangs gemeinsam Themen wie Recht, das richtige Verhalten im Internet und mehr.
Eltern und Schule ihre Bemühungen aufeinander abstimmen: Gerade mit jüngeren Kindern sollte über Inhalte und Personen, denen sie im Internet (auch unfreiwillig) begegnen, ein offener Gesprächsaustausch zwischen Kindern, Eltern, Lehrerinnen und Lehrern stattfinden, um die Wachsamkeit der Kinder zu schulen und ihnen nötigenfalls auch Ansprechpartner sein zu können. Die wichtigste Voraussetzung dafür ist sicherlich, stetig mit den Kindern über das Medium Computer in Kontakt zu bleiben.
Ausgehend von diesen Überlegungen möchten wir nicht zuletzt durch das Angebot eines Informationsabends auch die Eltern gezielt beraten und ihnen Mut machen, mögliche eigene Ängste im Umgang mit dem Internet abzubauen. Dabei soll es besonders darum gehen, das eigene Wissen über die neuen Medien, deren Nutzen, aber auch Gefahren zu erweitern sowie Anregungen zu bekommen, welche Vorbeugungen beispielsweise getroffen werden können, die Gebrauchsfähigkeit des eigenen Computers einzuschränken, um ihr Kind besser zu schützen.

Aus diesem Grund arbeitet das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium bei dieser Präventionsmaßnahme nun bereits seit sechs Jahren erfolgreich mit Experten wie Frau Birgit Preuß vom Kommissariat Vorbeugung der Kriminalpolizei oder, wie dieses Jahr, mit Herrn Holger Brauer von der Caritas zusammen. An einem regelmäßig in der Jahrgangsstufe Fünf stattfindenden Medienkompetenz-Tag lernen die Kinder in drei Modulen zu den Themen „Mobbing“, „Chatten“ und „Recht“, wie sie sich im Netz verhalten sollten, um potentiellen Gefahren vorzubeugen. Angefangen von der Erstellung eines Profils und dem sicheren Passwort beschäftigen sie sich vor allem mit den Verhaltensregeln beim Chatten (Chatiquette). Darüber hinaus werden Kinder gezielt darauf aufmerksam gemacht, welche fatalen Auswirkungen das vermeintlich harmlos erscheinende Cybermobbing für die Betroffenen haben kann, wie sie gegebenenfalls Beweise dagegen sammeln können und warum es so wichtig ist, sich in einem solchen Fall jemandem anzuvertrauen. Zudem werden die Kinder durch eine Expertin der Kriminalpolizei mit den notwendigen rechtlichen Grundlagen vertraut gemacht.

Zum Abschluss der Medienkompetenz-Tage erhalten die jungen Steiner einen Internet-Führerschein, der ihnen das erfolgreiche Durchlaufen der einzelnen Module bescheinigt und ihnen einen verantwortungsvollen Umgang mit den neuen Medien ermöglichen soll. Kurzum: Wir wollen die Fähigkeit der Kinder stärken, sich selbstbestimmt, sozial verantwortungsbewusst und vor allem sicher durch das Netz zu bewegen.
Die Fotos sind während des Moduls „Recht“ mit Herrn Brauer von der Caritas in der Klasse 5a entstanden und zeigen, wie sich die Schülerinnen und Schüler engagiert mit dem Thema auseinander setzen. (Fotos: LanT)