Kleve. Passend zum derzeitigen Unterrichtsthema Stadtgeographie unternahm der Erdkunde-Kurs der Q1 unter Leitung von Frau van Haaren einen Besuch im neuen Rathaus der Stadt Kleve. Dort erhielten wir exklusiv eine Präsentation zum Thema Strukturwandel in Kleve von Dr. Joachim Rasch. Einleitend stellte Herr Doktor Rasch sich und sein Unternehmen vor. Seine Tätigkeiten als Leiter der Wirtschaft, Tourismus und Marketing Stadt Kleve GmbH setzen sich aus dem Immobilien-und Grundstückgeschäft, dem Unternehmensservice und dem wirtschaftlichen Standortmarketing zusammen. Hauptaufgabe sei es, Unternehmen einen Standort in Kleve zu vermitteln und diesen entsprechend attraktiv zu gestalten. Im Folgenden schauten wir uns den Strukturwandel als solchen genauer an. Dieser werde nämlich von allerlei Faktoren beeinflusst, was es „unmöglich mache, einen Wandel präzise vorherzusagen“, so Rasch. Beispielhaft wurde der Brexit als politischer Faktor und die Digitalisierung aufgeführt, welche in großer Deutlichkeit Einflüsse des Strukturwandels darstellen. Im weiteren Verlauf der Präsentation erfuhren wir, dass in Deutschland eine bundesweite Tertiärisierung bezüglich der Beschäftigten in drei Sektoren stattgefunden hat und immer noch anhält. Dabei ist der Anteil der Landwirtschaft (primärer Sektor) im Kreis Kleve größer als im bundesweiten Vergleich. Am Beispiel des Strukturwandels im Ruhrgebiet demonstrierte Rasch, wie stark sich ein Wirtschaftsraum sektoral wandeln kann.
Nach dieser kurzen Einführung in den Strukturwandel zeigte uns Herr Doktor Rasch, wie sich die Entwicklung in Kleve vollzogen hat. Jetzt wurde auch deutlich, was mit „Elefant“ und „Tausendfüßer“ gemeint ist. Im vorigen Jahrtausend noch wurde die Wirtschaftskraft Kleves aus wenigen Großbetrieben geschöpft. Heute hingegen fußt die wirtschaftliche Stärke Kleves auf zahlreichen, kleinteiligen, mittelständigen und robusten Unternehmen. Zu den damaligen Großunternehmen zählte unter anderem das Margarinewerk Van den Bergh. Ursprünglich wurde die Margarine im Jahre 1868 zum Zwecke der Truppenverpflegung des französischen Heeres vom Niederländer Simon van den Bergh erfunden. Um die von Bismarck erhobenen Zölle zu umgehen, siedelte er sein Unternehmen im deutschen Kleve an. In den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die Produktion schließlich aufgrund der hohen (Lohn-) Kosten ins Ausland verlagert. Dieses Schicksal widerfuhr so oder auf ähnliche Weise auch den restlichen Unternehmen, deren Historie uns Herr Rasch vorstellte. Dazu zählen die XOX-Biskuitfabrik, die Kakaofabrik Bensdorp und die Elefanten Schuhfabrik. So viel zum „Elefanten“. Die gegenwärtige Situation in Kleve wird hingegen mit dem Begriff „Tausendfüßer“ umschrieben. Gemeint sind die sehr zahlreichen Unternehmen, die Kleve mittlerweile beherbergt. Prompt bekamen wir eine Folie mit mehr als ein Dutzend Unternehmensnamen aus den Bereichen Technik, Dienstleistungen, Handwerk und aus der Pflege/Betreuung gezeigt. Die meisten der Betriebe führen ein Nischendasein und sind hochspezialisiert, wie z.B. PROWERB, wo Prospektmaterial und Infomaterial hergestellt wird. Diese Spezialisierung ist also der Schlüssel für den Erfolg des Wirtschaftsraumes Kleve, der heute ein demografisches Wachstum und wachsende Beschäftigtenzahlen vorweisen kann, wie uns Rasch klarmachte. Als letztes Element des Vortrages wurde ein Ausblick in die Zukunft gegeben. Rasch machte nochmals deutlich, dass die weitere Entwicklung schwer vorhersehbar ist. Unternehmerisches Geschick wie Innovationsfreudigkeit seien Parameter, die den Bestand von Unternehmen positiv beeinflussen.
Rasch beendete den Vortrag mit einem Appell. In Kleve müssen die kleinteilige, robuste Struktur erhalten bleiben, weshalb man daran interessiert sei, die Jugend in Kleve zu halten. Es lohne sich also in Sachen Berufsfindung zuerst in Kleve zu schauen, was das Arbeitsangebot anbietet.
Insgesamt war diese Exkursion eine sehr lohnende Unterrichtseinheit. So hatten wir die Gelegenheit über den Wirtschaftsstandort Kleve informiert zu werden, wobei Herr Rasch uns immer wieder mit Fragen in den Vortrag eingebunden hat.
von Matthias Hornisch
– Ausschnitte aus Artikeln von Schülern des GK Erdkunde der Q1 zu diesem Vortrag
Am Donnerstag, dem 22.03, waren wir mit dem Erdkundekurs der Q1 unter der Anleitung von Frau van Haaren im Rathaus der Stadt Kleve zu Besuch. Dort wurde uns eine Präsentation zum Thema „Strukturwandel“ durch Dr. Rasche gehalten. Strukturwandel hatten wir zuvor im Unterricht behandelt, daher war schon einiges an Vorwissen bei uns angesammelt.[…] (Caren Picker)
[…] Als erstes stellte sich Dr. Rasch vor. Er ist ein Mitarbeiter der „Wirtschaft und Tourismus Stadt Kleve GmbH“. Dieses rein städtische Unternehmen kümmert sich um das gewerbliche Grundstücks-und Immobiliengeschäft in der Stadt, betreibt Bestandspflege und Unternehmensservice und vermarktet wirtschaftliche Standorte. Das Ziel des Unternehmens ist es, Arbeitsplätze zu schaffen und zu erhalten. […] (Alexander Buff)
[…] Jeder Klever Bürger kennt es- das EOC. Doch nicht jeder kennt seine Geschichte und seinen beeindruckenden Wandel. An drei Paradebeispielen wurde [im Folgenden] den Schülern die industrielle Situation in Kleve am Ende des 19. Jahrhunderts geschildert: Die 1888 angesiedelten Margarinewerke in Kellen, die XOX-Biskuitfabrik und die 1896 durch Gustav Hoffmann gegründete Schuhindustrie Elefanten. Bei dem Hinweis, dass zwei der drei für Kleve wichtigen Unternehmen von niederländischen Gründern gegründet wurden, ging ein Raunen durch die Reihen.
Kleves Wirtschaft lief super- doch heute kennen wir die Wirtschaft in Kleve doch anders? Sie hat sich verändert. Denn ab den 1980er Jahren wurde die Produktion in Deutschland zu teuer und die Firmen verlagerten ihre Produktion ins Ausland. In Kleve begann ein Prozess der Tertiärisierung, das heißt „wir benutzen mehr die Ressource zwischen unseren Ohren“. Die industrielle Produktion nahm immer mehr ab, gleichzeitig stieg der wirtschaftliche Anteil der Dienstleistungen.
Der schwierige Wandel der Elefantenschuhfabrik zu dem in der gesamten Region bekannten und anerkannten Einkaufszentrum EOC ist eines der Vorzeigebeispiele für einen gelungenen Strukturwandel in Kleve. Vor allem durch die Ansiedelung der Hochschule Rhein-Waal und die damit verbundene Ansiedlung von Studenten erfuhr der Stadt Kleve ein weiterer großer wirtschaftlicher Aufschwung im tertiären Sektor. […] (Jannik Haas)
[…] In Unserer Stadt haben wir insofern das ,,Glück“ gehabt, dass wirklich pfiffige, innovative Unternehmer es geschafft haben, dass es heute eine robuste, kleinteilige wirtschaftliche Struktur gibt, die gesünder und heterogener ist, als es die Struktur in den 50-er und 60-er Jahren war. […]
(Nils Lindemann)
[…] Somit ist das Zitat “ Vom Elefanten zum Tausendfüßler” gerechtfertigt, da die großen Betriebe nicht mehr vorhanden sind und Kleve von vielen kleinen gut spezialisierten Betrieben geprägt wird. […] (Eva Riemeyer)
[…] Die Klever Wirtschaftsförderung plant für die Zukunft qualifizierte junge Leute mittels der Hochschule und Netzwerkförderung im Klever Raum zuhalten, um den Strukturwandel auch zukünftig erfolgreich zu meistern. […] (Tobias Welmanns
[…] Insgesamt war es ein interessanter und informativer Vortrag, auch weil der Heimatort Kleve aus wirtschaftlicher Sicht betrachtet wurde. […]
(Henrik Hommels)
Vielen Dank an Dr. Rasch! Der Grundkurs Erdkunde des Freiherr-vom-Stein Gymnasium Kleve (SJ 2017/2018)